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Besitzer einer besonderen Hanfplantage vor Gericht

Unter dem Titel „Haschisch auch für Kranke“ berichtete die Westdeutsche Allgemeine Zeitung von einem Prozess vor dem Landgericht Essen gegen den Besitzer einer Hanfplantage, der mit seinem Cannabis auch kostenlos Patienten versorgte.

„Wieder einmal geht es vor dem Landgericht Essen um eine Indoor-Hanfplantage. Aber diesmal muss sich ein 35-Jähriger verantworten, der den Stoff auch kostenlos an Kranke abgab. So kooperativ wie Marc Z. (35) sich gegenüber der Polizei gezeigt hatte, so freimütig gibt er sich am Dienstag auch vor der XVI. Strafkammer. ‚Das stimmt so, wie es in der Anklage steht‘, räumt er ein. Richter Hahnemann deutet danach an, dass man ‚in diesem durchaus nicht alltäglichen Fall‘ an einem weiteren Prozesstag wohl zu einem Ergebnis komme, ‚mit dem alle hier leben können‘. Es geht um eine Hanfplantage, professionell auf einem Rüttenscheider Hinterhof aufgezogen. Es ist vor allem der Angeklagte, der für eine mildere Sicht auf die strafbare Geschäftstätigkeit sorgt. Marc Z. hatte zwar Geld verdienen wollen mit der Hanfaufzucht. Auf der anderen Seite hatte er den Stoff aber auch an Kranke zum Teil kostenlos abgegeben, die sich mit Haschisch selbst therapierten, ihre Schmerzen linderten. Krebskranke etwa. So warb er im Internet für die Freigabe von Haschisch, engagierte sich auch in der Arbeitsgemeinschaft ‚Cannabis und Medizin‘. Nicht gerade der klassische Dealer, der nur auf seinen eigenen Profit bedacht ist.
Dass dieser Fall eher ungewöhnlich ist, ahnte auch schon die Polizei, nachdem sie im April einen Hinweis auf die Drogenplantage im Luftschutzkeller des Rüttenscheider Hinterhofgebäudes an der Cäcilienstraße bekommen hatte. Nicht nur, dass sie im Nebengebäude eine Szene-Bar mit dem Namen ‚Banditen wie wir‘ erblickten. Quer über den Hof waren auch noch Fähnchen gespannt, weil im Umfeld gerade Kindergeburtstag gefeiert wurde. Aber weder Bar noch Feier hatten natürlich etwas mit der Plantage zu tun. Dafür verantwortlich war Marc Z., der die Beamten ohne Umschweife in den Keller führte. 798 Marihuanapflanzen stellten die Fahnder auf der Kellerfläche von 200 Quadratmetern sicher. 25 Kilo ergab eine Ernte. Freimütig gestand Z., die Plantage seit 2007 zu betreiben. Mit Sichtschutz und einem Handyalarmsystem hatte er sie gesichert. Den Strom zum Betrieb der aufwendigen Indoor-Anlage hatte er sich illegal aus dem Netz geholt. In Erinnerung ist der Polizei heute noch, wie offen der Beschuldigte mit den Vorwürfen umging. Abitur hat er, aber danach nichts aus seiner Ausbildung gemacht. In der Vernehmung hatte er sich als Sohn eines Essener Kriminellen bezeichnet. Gute Erinnerungen an den Vater dürfte er aber nicht haben. Dieser soll nämlich dafür gesorgt haben, dass Marc Z. schon als 20-Jähriger 250 000 DM Schulden hatte. Eine Last, von der er bis heute nicht herunterkam.
Verteidiger Herbert Lederer verweist zum Prozessauftakt auf die Kranken, denen sein Mandant Marihuana gab. Richter Martin Hahnemann nimmt das Stichwort auf und verweist auf die vielen Zuhörer im Saal: ‚Davon zeugt ja auch der Fanclub, dass da was dran ist.‘ Auch im Geständnis bei der Polizei habe der Angeklagte ja gesagt, dass er geholfen, aber in anderen Fällen auch an seinen Gewinn gedacht habe. Hahnemann: ‚Wir werden sehen, dass wir die Kuh vom Eis bekommen.'“

(Quelle: Westdeutsche Allgemeine vom 20. Oktober 2009)

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