Der Arzneimittelbrief berichtete in einem zurückhaltenden Artikel über den medizinischen Nutzen von Cannabinoiden. Darin wird behauptet, dass isolierte Wirkstoffe der inhalativen Anwendung von Cannabis aus „medizinisch-pharmakologischer Sicht“ zu bevorzugen seien. „Das ist in dieser allgemeinen Formulierung eine nicht haltbare Behauptung, da sie der ärztlichen Erfahrung widerspricht“, erklärte Dr. Franjo Grotenhermen. „Es gibt Patienten, die mit Dronabinol oder Sativex die besten Erfahrungen machen, aber auch viele, die inhalierte Cannabisblüten bevorzugen und besser dosieren können.“
„Zusammenfassung: Für die meisten potenziellen medizinischen Anwendungsgebiete von Cannabinoiden gibt es derzeit nur wenig Evidenz, so dass eindeutige Empfehlungen kaum möglich sind. Ihre Wirksamkeit ist nur in wenigen Indikationen belegt. Auch wegen ihrer Nebenwirkungen sind sie keine Mittel der ersten Wahl. Ein gewisser therapeutischer Stellenwert von Cannabinoiden könnte vor allem bei palliativmedizinischen Indikationen gesehen werden. Sowohl die Heterogenität der untersuchten Präparate (pflanzlich, extrahiert, teil- bzw. vollsynthetisiert) als auch die unterschiedlichen nationalen Rechtslagen erschweren die dringend erforderlichen Bestrebungen, die Datenlage zu verbessern. Isolierte Wirkstoffe in einer sicher zu dosierenden Arzneiform sind aus medizinisch-pharmakologischer Sicht der inhalativen Applikation von Marihuana zu bevorzugen, aber derzeit nur sehr eingeschränkt verfügbar.“