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ACM-Mitteilungen vom 04. September 2021

Liebe Leserin, lieber Leser,

in 3 Wochen, am 26. September 2021, findet die Bundestagswahl statt. Alle Parteien mit Ausnahme der CDU/CSU enthalten in ihren Wahlprogrammen Ausführungen zum Thema „Cannabis“, manchmal nur in einem Satz, manchmal ausführlich.

In der letzten Ausgabe hatten wir die drogenpolitischen Sprecher der im Bundestag vertretenen Parteien mit Ausnahme der AFD, die auch beim Thema Cannabis als Medizin das Rad zurückdrehen möchte, zu Wort kommen lassen. Ihre Meinung ist nicht unbedingt die Meinung der gesamten Partei. Und andersherum: auch wenn CDU und CSU das Thema in ihrem Wahlprogramm nicht aufgreifen, so wird es dennoch von Parteimitgliedern diskutiert, wie das Beispiel Erwin Rüddel, Vorsitzender des Gesundheitsausschusses des Bundestags, zeigt.

Am 30. September beginnt an der Dresden International University der erste ausführliche Kurs für Beschäftigte im Gesundheitswesen zum Thema Cannabis als Medizin in Deutschland. Nach dem gegenwärtigen Stand vergibt die zuständige sächsische Landesärztekammer 80 CME-Punkte. Es gibt noch einige freie Plätze für den auf maximal 25 Teilnehmer begrenzten Zertifikatskurs. Wir Dozent:innen – Professorin Dr. Kirsten Müller-Vahl, Dr. Dennis Stracke und ich –, würden uns freuen, Sie dort zu treffen und uns gemeinsam intensiv mit der Thematik zu befassen.

Viel Spaß beim Lesen!

Franjo Grotenhermen

Inhalt:

Cannabis: Politiker bestätigen Reformbedarf (Branchenverband Cannabis Wirtschaft)

Der Branchenverband Cannabiswirtschaft (BvCW) berichtete in seinem letzten Rundbrief vom 30.8.2021 über eine Podiumsdiskussion mit Politikern auf der ICBC (International Cannabis Business Conference) im August 2021 in Berlin.

„Auf der International Cannabis Business Conference (ICBC) in Berlin diskutierten auf Einladung des BvCW Fachpolitiker aus den Parteien, die potentiell in einer künftigen Bundesregierung vertreten sein können. Themen waren Cannabis als Medizin, Nutzhanf, CBD und Cannabislegalisierung. Alle Vertreter bestätigten Reformbedarf in den unterschiedlichen Bereichen. Beim medizinischen Cannabis wurde beispielsweise der weitere Aufklärungsbedarf thematisiert, insbesondere Niema Movassat (Die Linke) und Dr. Wieland Schinnenburg (FDP) sprachen sich für höhere Anbaumengen in Deutschland aus. Für den Nutzhanf forderten Werner Graf (Die Grünen) und Burkhard Blienert (SPD) die Herausnahme aus dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG). Dr. Schinnenburg (FDP) und Erwin Rüddel (CDU) machten deutlich, dass sie die Novel-Food-Einstufungen von CBD-Produkten für überflüssig halten, wenn klar sei, dass es nicht als Betäubungsmittel verwendet werden kann. Zur Cannabislegalisierung wünschen sich Burkhard Blienert (SPD) und Erwin Rüddel (CDU) Modellprojekte, während die Experten von Linkspartei, Grüne und FDP diese für nicht mehr erforderlich halten. Während Dr. Schinnenburg (FDP) die Abgabe über Apotheken anvisiert, streben Graf (Die Grünen) und Movassat (Die Linke) die legale Abgabe in lizenzierten Fachgeschäften an.“

Einladung der Dresden International University

Wer einen ersten Einblick in das Thema Cannabis als Medizin und/oder Informationen zum Zertifikatskurs an der DIU zum Thema erhalten möchte, ist eingeladen, an einer kurzen Abendveranstaltung teilzunehmen.

„Liebe Alumni, liebe Studierende, liebe Interessenten,

Es ist wieder soweit: unser Austauschformat für Alumni und Studierende geht in die dritte Runde! Diesmal mit einem brandaktuellen und wie immer fachübergreifenden Thema!

Wir freuen uns, Sie nun zum dritten DIUnited einzuladen. Er findet am Mittwoch, 08.09.2021 um 18.30 – 20.00 Uhr statt und trägt den Titel: "Cannabis in der Medizin – ein Einblick". Seit März 2017 sind Cannabisblüten, Cannabisextrakte und andere Cannabinoid-haltige Arzneimittel unter bestimmten Voraussetzungen GKV-erstattungsfähig. Doch wie ist der Stand der Wissenschaft? Welche Evidenz besteht? Welche Bedeutung haben Cannabis-basierte Medikamente für die Therapie und wie werden sie eingesetzt? Wo und wie wirken Cannabinoide? Was sind die rechtlichen Grundlagen und welche Vorgaben sind bei der Verordnung zu beachten?

Treten Sie nach einem Impulsvortrag der Dozenten des gleichnamigen Mikro-Zertifikatskurses Dr. Franjo Grotenhermen und Dr. Dennis Stracke in den Austausch mit den anderen Teilnehmern. Die Veranstaltung ist offen für alle, nicht nur für Mediziner! Erhalten Sie exklusive Einblicke in das Fachgebiet der Medizin, eine neue Perspektive aber auch Impulse von den anderen!

DIUnited ist offen für alle und kann auch von allen mitgestaltet werden. Die Themen kommen direkt aus Ihren eigenen Reihen, sind interaktiv und vor allem vielfältig. Ob Themen aus den einzelnen Fachbereichen, Studierendenalltag oder Erfahrungsberichte von Alumni – wir bieten für alles eine Plattform.

Interesse geweckt? Melden Sie sich hier an.

Presseschau: Rüddel: Apotheken sollen Cannabis verkaufen (Apotheke ADHOC)

Das Wahlprogramm der CDU/CSU enthält nicht einmal das Wort Cannabis. Das bedeutet allerdings nicht, dass sich auch Unionspolitiker dafür einsetzen, dass Verbesserungen möglich werden.

Apotheken sollen Cannabis verkaufen

Apotheken sollten schon einmal überlegen, ob sie sich künftig an Modellprojekten zur Abgabe von Cannabis beteiligen würden. Denn nicht nur der Reformdruck bei der Regulierung von medizinischem Cannabis ist ungebrochen hoch, auch die Legalisierung des Freizeitkonsums hat jenseits der CDU/CSU eine parlamentarische Mehrheit. Das Thema dürfte also bei den nächsten Koalitionsverhandlungen auf den Tisch kommen – und Modellprojekte zur Abgabe in Apotheken ein wahrscheinlicher Kompromiss sein, falls die Union beteiligt ist, erklärt der Vorsitzende des Bundesgesundheitsausschusses, Erwin Rüddel, gegenüber APOTHEKE ADHOC. Was der Cannabismarkt in der nahen Zukunft von der Politik zu erwarten hat, diskutiert Rüddel mit den Vertretern der anderen Bundestagsparteien kommende Woche bei der International Cannabis Business Conference (ICBC) in Berlin.

Die Forderung nach einer Legalisierung von Cannabis zum Freizeitkonsum erhält seit Jahren kontinuierlich mehr Unterstützer, neben FDP, Grünen, Linken sind mittlerweile auch große Teile der SPD für eine Freigabe. Nur die Unionsparteien stellen sich gegen eine Neuausrichtung. „Man bewegt sich auf unserer CDU/CSU-Seite nicht wie die anderen Parteien, sondern wir stehen mit unserer Haltung zu dem Thema etwas solitär“, räumt Rüddel ein. Er selbst war vor drei Jahren der erste hochrangige Unionsparlamentarier, der sich bei dem Thema aus der Deckung gewagt hat: Er forderte, die Freigabe in Form von Modellprojekten zu erproben, bei denen Apotheken den Freizeitkonsumenten Cannabis von kontrollierter Qualität verkaufen und das Angebot mit Präventions- und Beratungsangeboten verknüpfen.

Das Thema geriet mit der Coronapandemie etwas in den Hintergrund, Stillstand herrschte jedoch keineswegs. Erst im Juli verklagte der rot-rot-grüne Berliner Senat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) auf die Erteilung der Genehmigung für ein solches Modellprojekt mit 20 Apotheken und 349 registrierten Teilnehmern in der Hauptstadt, nachdem die Bonner Behörde das zweimal verweigert hatte. Auch politisch ist also noch Musik drin und in gut einem Monat wird ein neuer Bundestag gewählt. Deshalb würde es mich wundern, falls das Thema bei den Koalitionsverhandlungen nach der bevorstehenden Bundestagswahl nicht auf den Tisch käme“, sagt Rüddel. „Würde die Union mit zwei weiteren Parteien verhandeln, stünde es 2:1 bei dem Thema. Deshalb glaube ich, dass solche Modellprojekte ein denkbarer Kompromiss wären.“

Rüddel als führender Gesundheitspolitiker seiner Fraktion würde dem nicht im Weg stehen, an seiner Haltung hat sich nichts geändert. „Beim Thema Legalisierung werden seit Jahren dieselben Argumente ausgetauscht und es kommt nichts Neues“, sagt er. „Meiner Meinung nach müsste man deshalb einen Schritt weiter gehen und die Freigabe im Rahmen eines Modellprojekts erproben, um entweder eine Bestätigung für die Vorbehalte zu bekommen oder aber dafür, dass man die Dinge doch etwas anders angehen sollte als es heute der Fall ist.“ Dabei plädiere er allerdings für genau definierte Rahmenbedingungen.

„Auf jeden Fall könnte ich mir vorstellen, dass man ein solches Projekt in einer gut ausgesuchten Region mit einem definierten Kreis Zugangsberechtigter umsetzt und die Abgabe mit Suchtprävention und Beratung verbindet“, so Rüddel. Wichtig sei dabei, dass der THC-Gehalt des vertriebenen Cannabis kontrolliert wird. „Das größte Problem, das ich sehe, ist die Einbindung der 15- bis 18-Jährigen. Diese dürften natürlich kein Cannabis zum Konsum legal erwerben, allerdings ist genau diese Gruppe diejenige, bei der die Präventionsarbeit am wichtigsten ist und müsste dementsprechend bei der Evaluierung berücksichtigt werden.“ Die Abgabe müsse also an strenge Qualitätskriterien und professionelle Gesundheitsberatung gekoppelt sein – nicht zuletzt deshalb werde an den Offizinen kein Weg vorbeiführen. „Ein solches Modellprojekt wird nicht ohne Apotheken funktionieren“, so der 65-Jährige. (….)

Presseschau: So denkt Deutschland über medizinisches Cannabis (Stern)

Aufsehen erregte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Daniela Ludwig (CSU) durch ihre Aussage, dass der Besitz einer geringen Menge Cannabis von 6 g für den Freizeitkonsum zukünftig als Ordnungswidrigkeit behandelt werden sollte.

So denkt Deutschland über medizinisches Cannabis

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung möchte eine Cannabis-Grenze von sechs Gramm pro Person durchsetzen. Doch was hält eigentlich die Bevölkerung von Gras und dessen medizinischem Nutzen?

Der Besitz kleinerer Mengen von Cannabis soll laut der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU), künftig nur noch als Ordnungswidrigkeit aufgefasst werden. Sie setzt sich für eine bundeseinheitliche Eigenbedarf-Obergrenze von sechs Gramm pro Person ein. Damit hat die Politikerin das Thema Cannabis und dessen positive gesundheitliche Wirkung wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt.

Seit März 2017 ist Cannabis in Deutschland legal, sofern es aus staatlich kontrolliertem Anbau beziehungsweise Importen stammt. In Deutschland ist ärztlich verschriebenes medizinisches Cannabis weitgehend akzeptiert, wie eine Umfrage des Statista Global Consumer Survey zeigt. Demnach würden sich 38 Prozent der Befragten damit behandeln lassen. Ebenso viele halten es für eine gute Alternative zu traditionellen medizinischen Produkten. Immerhin 28 Prozent sagen sogar, dass Cannabis für jeden legal sein sollte.

Dem gegenüber stehen etwa 18 Prozent, die gegen eine Legalisierung sind. Rund ein Fünftel der Umfrageteilnehmer:innen war zudem besorgt wegen potenzieller Risiken, die mit der Einnahme von CBD einhergehen. Von allen 2.071 befragten Personen haben rund 15 Prozent bereits Erfahrungen mit medizinischem Cannabis gemacht.

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