ACM-Mttteilungen vom 4. Januar 2025
Liebe Leserin, lieber Leser,
viele Patienten, mit denen ich in den vergangenen Wochen gesprochen habe, machen sich angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl sorgen, dass die Räder bei der Legalisierung durch eine starke CDU/CSU-Fraktion wieder zurückgedreht werden könnte, auch für die Versorgung mit Cannabismedikamenten. Daher befasst sich dieser Newsletter primär mit dieser Thematik. Es ist wichtig, Parteien zu stärken, die eine vernünftige Cannabispolitik betreiben und den autoritären Vorstellungen des schwarzen und blauen Blocks eine Absage erteilen. Erfahrungen aus Deutschland und anderen Ländern, wie etwa zur Zeit in Thailand, haben gezeigt, dass Errungenschaften auch wieder zurückgenommen werden können. Ich bin für Deutschland optimistisch, es wird jedoch kein Selbstläufer.
Heiter weiter!
Franjo Grotenhermen
Presseschau: CSU pocht auf Aus für Legalisierung von Cannabis (Deutsches Ärzteblatt)
In Bayern soll der absolute Spitzenplatz der Droge Nummer 1, das Kulturgut aus Hopfen und Malz, nicht durch Cannabis gefährdet werden. Dass Alkohol weitaus gefährlicher ist als Cannabis, ist in der Wissenschaft unumstritten, kann die führenden Politiker der CSU jedoch in ihrer Bierseligkeit nicht anfechten.
CSU pocht auf Aus für Legalisierung von Cannabis (Deutsches Ärzteblatt)
Berlin – Die CSU pocht auf eine Rücknahme der Legalisierung von Cannabis nach der Bundestagswahl. „Das Cannabis-für-alle-Gesetz ist ein Geschenk für die organisierte Kriminalität geworden“, sagte der CSU-Landesgruppenchef im Bundestag, Alexander Dobrindt.
Er werde daher in möglichen Koalitionsverhandlungen die Frage stellen: „Was ist durch dieses Gesetz eigentlich besser geworden? Ich erkenne da nichts. Deswegen muss es in der Tat rückabgewickelt werden.“ Und es ist absolut erschreckend, wie dieses Gesetz, das Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu verantworten hat, gegen jegliche Warnungen von Experten aus Medizin, Polizei und Justiz durchgedrückt worden ist.“
CDU und CSU haben in ihr Wahlprogramm aufgenommen, das Cannabis-Gesetz der inzwischen geplatzten Ampelkoalition wieder abschaffen zu wollen.
Es lässt seit dem 1. April den Konsum von Cannabis für Volljährige mit zahlreichen Beschränkungen, etwa Konsumverbotszonen, zu. Erlaubt ist der Anbau von bis zu drei Pflanzen in Privatwohnungen, aufbewahren darf man bis zu 50 Gramm Cannabis.
Zulässig sind auch nicht kommerzielle „Anbauvereinigungen“ mit bis zu 500 Mitgliedern. Für sie gelten ebenfalls Auflagen. Für Jugendliche unter 18 Jahren bleibt Cannabis verboten. Lauterbach argumentiert, es gehe darum, einen bereits bestehenden und zuletzt steigenden Konsum sicherer zu machen und zu entkriminalisieren.
Inwiefern die Union ein Aus des Cannabis-Gesetzes in Koalitionsverhandlungen durchsetzen könnte, ist ungewiss. FDP und Grüne, die die Legalisierung in der Ampel mit umsetzten, bekennen sich in ihren Programmen ausdrücklich dazu.
Presseschau: 2025: Trotz politischer Unsicherheiten Optimismus in der Cannabis-Industrie (Krautinvest)
Welchen Einfluss könnte die kommende Bundestagswahl auf die zukünftige Cannabispolitik haben? In einem Artikel von Krautinvest finden sich einige Einschätzungen.
2025: Trotz politischer Unsicherheiten Optimismus in der Cannabis-Industrie (Krautinvest)
Was bringt 2025 für die Cannabis-Industrie? Nach einem für viele Unternehmen erfolgreichem Jahr 2024 werfen die Neuwahlen im Februar ihren Schatten voraus. Einigkeit herrscht darin, dass regulatorische Rahmenbedingungen ausschlaggebend für weiteres Wachstum sein werden. Während einige Industrieteilnehmende optimistisch sind, dass auch unter einer womöglich von der Union geführten Regierung das Wachstum anhält, äußern andere Zweifel. Die Stimmung bleibt aber zuversichtlich.
Der auf Cannabis spezialisierte Rechtsanwalt Peter Homberg betrachtet das Jahr im Zeichen einer „möglichen Neuausrichtung infolge eines Regierungswechsels“. Homberg mahnt an: „Sollte die CDU/CSU die Führung einer zukünftigen Bundesregierung übernehmen, ist eine Rücknahme oder Neubewertung der Freizeitcannabis-Legalisierung wahrscheinlich, begleitet von einer potenziellen Verschärfung regulatorischer Anforderungen, insbesondere bei Plattformen und Versandhandel für medizinisches Cannabis.“ Gleichzeitig relativiert Homberg: „Der Markt für medizinisches Cannabis dürfte dennoch als etablierter Sektor relativ stabil bleiben, mit weiterem Fokus auf strengere Kontrolle und Zugangsbeschränkungen.“ Seines Erachtens werden Unternehmen gezwungen sein, „ihre Strategien an ein dynamisches rechtliches Umfeld anzupassen und Risiken durch proaktive Compliance-Maßnahmen zu minimieren“.
Auch der auf Cannabis spezialisierte Berater Thomas Hauk geht davon aus, dass eine eventuell neue Regierung, die von der Union angeführt wird, versuchen werde, „das CanG restriktiver zu gestalten“. Hauk weiter: „Die Herausforderung liegt darin, die Errungenschaften der Ampel-Koaltion zu halten oder zumindest den Schaden durch eine Rückbesinnung zur Prohibition zu minimieren.“ Er prognostiziert, dass Cannabis in den anstehenden Koalitionsverhandlungen zur „Verhandlungsmasse“ wird und die Union „Eingeständnisse“ erwartet. Dass der Status Quo de CanG damit in Frage gestellt werde, führe seines Erachtens zu großer Verunsicherung in der gesamten Branche. Er glaubt, dass sich Investoren so lange zurück halten werden, solange es „keine neue Regierung und somit keinen klaren Kurs in der Drogenpolitik gibt“.
Auch Jakob Sons, und Benedikt Sons, Co-Founder und Co-CEOs von Cansativa, sprechen angesichts der bevorstehenden Bundestagswahlen von einem „politisch richtungsweisenden“ Jahr. Es sei von „größter Bedeutung“, die bisherigen „Fortschritte abzusichern und die politischen Diskussionen sachlich und faktenbasiert zu führen“. Ihre Forderung: „Die medizinische Versorgung muss unabhängig von parteipolitischen Debatten gestärkt werden.“ So hofft Niklas Kouparanis, Co-Founder und CEO der Bloomwell Group, dass trotz der politischen Unsicherheiten, die niedrigschwellige medizinische Versorgung „der gemeinsame Nenner unter allen möglichen Koalitionspartnern“ ist. Ähnlich äußert sich Sascha Mielcarek, CEO Canify. Mit Blick auf die Bundestagswahl zeigt er sich „optimistisch“ für 2025. Seine Prognose: „Wir sind überzeugt, dass der Nutzen von Cannabis als Medizin auch unter einer neuen Regierung unbestritten sein wird und die Grundlagen des Medizinal-Cannabis-Gesetzes Bestand haben werden.“ Mit Canify bleibe es daher ein Ziel, die „medizinische Anwendung von Cannabis weiter voranzubringen“. Auch Pia Marten, CEO von Cannovum Health, möchte 2025 die Marktpräsenz weiter ausbauen – hält sich mit der Konkretisierung „spannender, neuer Projekte“ aber zurück.
Daniel Kruse, CEO von Synbiotic und Präsident der EIHA, blickt ebenfalls zuversichtlich ins Jahr 2025 und sieht Potential, „insbesondere durch die Fortführung der Gesetzgebungsvorhaben und die zunehmende Akzeptanz von Hanf- und Cannabisprodukten“. Mit Synbiotic will er weiterhin auf eine strategische Buy-and-Build-Expansion setzen. Politisch wird es seines Erachtens entscheidend sein, „die begonnenen Reformen abzuschließen, um rechtliche Unsicherheiten zu minimieren und die nachhaltige Entwicklung der Branche zu sichern“.
Cannabis-Clubs
Florian Pichlmaier, Founder und CEO von Signature Products, erwartet 2025 unabhängig von der Regierungskoalition „höchstens kleinere Einschränkungen im recreational Cannabisbereich, jedoch keine grundlegende Kehrtwende“. Damit einher geht seine Hoffnung auf „starkes Wachstum“ und auf einen „Anstieg der registrierten Clubs, der ausgestellten Anbaulizenzen und der Clubmitglieder“ auf der unternehmenseigenen Plattform. Sein Ziel: Die Hanf-App soll Deutschlands größte „Endkonsumentenplattform für Cannabis“ werden. Entsprechend rechnet er im Frühjahr „mit einer hohen Nachfrage nach Cannabissamen und Stecklingen, da viele Konsumenten mit dem Outdoor-Anbau beginnen“.
Heimischer Anbau: Kapazitäten erweitern
Constantin von der Groeben, Co-Founder und CEO von Demecan, kündigt an, den eigenen Produktionsstandort weiter auszubauen und blickt optimistisch auf 2025. Mit Demecan wolle er die aktuellen Kapazitäten von zwei Tonnen jährlich auf vier Tonnen verdoppeln. Von der Groeben: „Um dieses Wachstum zu ermöglichen, planen wir umfangreiche Baumaßnahmen und werden mehrere Millionen Euro in unseren Standort in Sachsen investieren.“ Er hofft auf eine „fortgesetzte Unterstützung durch die Bundesregierung – auch unter einer möglichen konservativen Führung“. Schließlich seien die regulatorischen Rahmenbedingungen „entscheidend für den Ausblick und das Wachstum dieser seit 2024 endlich prosperierenden Branche“.
Entwicklung in der Schweiz
Ben Arn, CEO CB Company und CannaTrade, hofft mit Blick auf Deutschland darauf, dass „endlich das „Nuthanf-Gesetz“ kommt und ebenso die Modellprojekte. Für die nächsten Jahre wünscht er sich ähnliche Entwicklungen in anderen europäischen Ländern, so dass wir „irgendwann Endlich einen legalen, sauberen, kontrollierten Cannabis-Markt haben“.
Tatsächlich könnte unter anderem die Schweiz 2025 einen großen Schritt dahingehend machen. „In 2025 erwarte ich, dass die Schweiz weitere Schritte hinsichtlich einer Bundesweiten Legalisierung vorstellen wird“, so Timo Bongartz, CEO von Cannavigia.
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