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Presseschau: Marihuana auf Rezept ab 1.März (Hallo München)

Hallo München präsentiert einen Beitrag, in dem einiges durcheinander geht. Wir sind es gewohnt, dass viele Artikel die Sachlage nicht präzise darstellen oder falsch zitiert zu werden, aber in diesem Beitrag werden die Fakten zum Teil völlig verdreht. Nachdem das Gesetz die Notwendigkeit für eine Ausnahmeerlaubnis für Cannabisblüten abgeschafft hat, spricht der Artikel genau vom Gegenteil. Zudem berichtet der Beitrag von einer Legalisierungsinitiative aus München, die ein Therapie-Zentrum eröffnen möchte. Dabei versteckt sich der Leiter der Initiative hinter der Plattitüde, dass die Grenzen zwischen schweren und weniger schweren Krankheiten fließend seien, um möglicherweise zu legitimieren, dass auch Bagatellerkrankungen mit Cannabis behandelt werden könnten. Ich habe der Autorin erläutert, dass ich daher Zweifel an der Glaubwürdigkeit und Seriosität des geplanten Therapieprojektes habe, da die Grenzen zwischen notwendiger medizinischer Therapie und Freizeitkonsum offenbar bewusst verwischt werden sollen. Es ist auch eine Form, die Not von Schwerkranken, die Cannabis dringend benötigen und bisher keinen Zugang hatten, nicht wirklich ernst zu nehmen, indem man ihre schweren Leiden mit einfachen Befindlichkeitsstörungen in einen Topf wirft. Ich habe Zweifel, dass sich ein Arzt findet, der sich unter diesen Vorzeichen an einem solchen Projekt beteiligt.

Der Autorin fehlte auch offensichtlich das Verständnis dafür, dass man deutlich darauf hinweisen muss, dass Cannabis als Medizin und Cannabis als Freizeitdroge zwei verschiedene Dinge sind, jedoch nicht ausschließt, dass man sich wie ich (Franjo Grotenhermen) für Verbesserungen bei der medizinischen Verwendung von Cannabisprodukten einsetzt und gleichzeitig die gegenwärtige Cannabisprohibition aufgrund anderer Gründe infrage stellt. Es ist nicht immer einfach, diese Dinge in einem hektischen journalistischen Alltag korrekt zu erfassen und exakt wiedergeben zu können.

Marihuana auf Rezept ab 1.März

Zur Schmerztherapie gibt es ab 01.März Marihuana in Apotheken zu kaufen – aber nur mit Sondergenehmigung. Eine Münchner Petition fordert noch mehr.

Franz Wolf ist der Extremfall: Seit 30 Jahren kifft er, um die Schmerzen in den Griff zu bekommen, die er seit einem schweren Verkehrsunfall hat. Der 49-jährige Münchner ist einer von knapp 1000 Bürgern, die per Sondergenehmigung Cannabis auf Rezept in der Apotheke holen können. Nicht chronisch, dafür illegal ist es bei Alexander Müller (Name geändert). Diagnose: Gürtelrose. Manchmal ist es so schlimm, dass er sich vor Schmerzen krümmt. Weil andere Mittel nicht anschlagen, rät ihm ein Mediziner zu Cannabis. „Das ist das einzige, was meine Schmerzen lindert“, erzählt der 41-Jährige. Den Umstand, dass sein Erwerb illegal ist, nimmt er in Kauf.

Wolf und Müller sind nicht die einzigen, die auf die schmerzlindernde Wirkung von Cannabis schwören. Verbände, Patienten und auch Politiker setzen sich seit Jahren für die Legalisierung des Rauschmittels ein. Jetzt hat der Bundestag ein Gesetz verabschiedet, das ab 1. März Ärzten erlaubt, Cannabis zu verschreiben, und Krankenkassen verpflichtet, die Kosten zu übernehmen, wenn einem Patienten nichts anderes mehr hilft.

„Das wurde höchste Zeit“, sagt Wenzel Vaclav Cerveny, der den Cannabis-Verband in München leitet. Aber in seinen Augen nicht genug: Er fordert, Konsum und privaten Anbau zu legalisieren. Dafür startet er am heutigen Mittwoch eine Petition. Und noch in diesem Frühjahr will er ein Cannabis-Therapie-Zentrum in Trudering eröffnen (siehe unten).

Was für die einen längst ein heilsames Mittel gegen Schmerz und Krankheit ist, gilt für die anderen noch immer als illegale, berauschende Droge. Relativ gelassen sieht das Allgemeinmedizinier Franjo Grotenhermen: „Die Medizin setzt viele Drogen ein, aber natürlich verschreibt man ein Opiat nicht bei Schnupfen.“ Der Experte, Vorsitzender der „Internationalen Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin“, warnt jedoch: „Einen Freizeitkonsum von Cannabis kann ich nicht befürworten.“ Hier liegt seiner Ansicht nach die Gefahr: „Die Petition, die in Bayern gestartet wird, würde Freizeitkonsum ermöglichen.“

Gegen die Eröffnung eines Therapiezentrums spricht seiner Ansicht nach nichts. „In Frankfurt etwa gibt es schon eine sehr gute Beratungsstelle.“ Die Pflanze habe in der Medizin ohnehin eine lange Tradition. „Cannabis ist erst in den vergangenen Jahrzehnten out geworden.“

Andere Nutzer, wie Miriam Meier (Name geändert), indes fordern: „Die Medizin sollte mehr zu Cannabis forschen.“ Die 53-jährige Juristin hat einen Hirntumor, der Krebs ist nicht das erste Mal aufgetreten. Wenn sie eine Chemotherapie macht, ist ihr oft übel, sie bringt kaum einen Bissen herunter – immer dann greift sie zu Haschisch. „Das steigert meinen Appetit“, erzählt sie. „Es gibt Studien mit Mäusen, die zeigen, dass Cannabis die Zellen empfänglicher für die Chemo macht.“ Die Hoffnung der Krebspatientin: „Ich setze auf die Forschung.“

Das erste Cannabis-Therapie-Zentrum soll in München entstehen
Es soll das erste Cannabis-Therapie-Zentrum der Republik werden, das gerade in München geplant wird. Das Konzept: Ein Arzt behandelt, Professoren halten Vorträge und Patienten, die bereits per Sondergenehmigung Cannabis konsumieren, sprechen über ihre Erfahrungen. „Wir wollen einen Raum schaffen, in dem sich die Menschen informieren und beraten lassen können“, sagt Wenzel Vaclav Cerveny, der den Cannabis-Verband leitet. Die Krux: Noch fehlt Geld für das Projekt. Für die Finanzierung geht er Mitte Februar mit einer Crowdfunding-Kampagne an die Öffentlichkeit. Räume für das Zentrum hat er indes bereits gefunden: Etwa 1000 Quadratmeter groß soll das Therapiezentrum in Trudering werden. Die Eröffnung ist für das Frühjahr geplant.

„Bedarf und Interesse sind da“, sagt Cerveny überzeugt. Er kandidierte einst als Bayernparteiler für den Landtag – allerdings erfolglos. Was aus der Zeit blieb: „Die Menschen haben das Thema an mich herangetragen – vielen Patienten würde Cannabis helfen.“

Doch in den Apotheken seien nur neun der insgesamt mehreren hundert Sorten erhältlich, und Krankenkassen finanzieren den Konsum lediglich bei Schwerstkranken. „Aber wo ist die Grenze zwischen krank und schwer krank?“, fragt Cerveny. In seinen Augen reicht das jüngst verabschiedete Gesetz jedenfalls nicht.

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