Seit März dürfen auch hierzulande Ärzte Cannabis als Medizin verschreiben. Auch das „Medizinal-Cannabis“ darf künftig in Deutschland angebaut werden. Ein kanadisches Unternehmen möchte nun in der Lausitz eine Pflanzanlage auf 10.000 Quadratmetern bauen.
Ein kanadisches Unternehmen hat große Pläne: Es will in der Lausitz medizinisch nutzbares Cannabis im großen Stil anbauen. Mit dem Projekt verbunden wären Investitionen in Millionenhöhe – und hunderte Arbeitsplätze. Die Abcann Germany GmbH plant nach Informationen von Geschäftsführer John Hoff, in der Lausitz eine Cannabis-Zucht für den medizinischen Bedarf. Das Unternehmen will in das Projekt 40 Millionen EURo investieren – und Arbeitsplätze schaffen: In einer großen Hightech-Anlage könnten bis zu 300 Menschen arbeiten.
Wo genau in der Lausitz das Unternehmen sich ansiedeln soll, ist nicht bekannt. John Hoff von Abcann Germany sagte dem rbb, er könne den Standort nicht verraten, weil die Vorgaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) das aus Sicherheitsgründen verböten. „Die wollen nicht, dass die Leute wissen, wo solche Anlagen stehen“.
Noch ist nicht entschieden, wer anbauen darf
Große Pläne, doch offen ist, ob und wann das Projekt umgesetzt wird. Zwar ist seit dem Frühjahr der staatlich geregelte Cannabis-Anbau auch in Deutschland möglich. Doch wer anbauen darf, entscheidet nach einem EURopaweiten Ausschreibungsverfahren die Cannabisagentur des BfArM. „Wir rechnen nicht damit, dass es vor Anfang 2018 zu Lizenzausgaben kommt“, sagt Hoff. Und danach sei noch mit einer mindestens anderthalb Jährigen Bauphase zu rechnen.
Denn es geht keineswegs um Gewächshäuser, sondern um geschlossene Gebäude, in denen das Cannabis unter Reinraum-Bedingungen kontrolliert angebaut werden soll. Abcann will daher auch keine vorhandenen Hallen oder Gebäude nutzen, sondern neu bauen. „Es ist einfacher, man baut neu, als die Systeme in vorhandene Räume zu implementieren“, sagt Hoff. 10.000 Quadratmeter soll die Anlage von Abcann groß werden. „Wir wollen sie schrittweise in Betrieb nehmen“, so Hoff.
Eine wirkliche Lizenz zum Gelddrucken sei das aber dann nicht. Doch sobald man die getätigten Investitionskosten erwirtschaftet habe, sei es „ein lohnendes Geschäft“.
Abcann produziert bereits seit 2014 in Kanada Cannabis für medizinische Zwecke und hat seit Anfang 2017 ein deutsches Tochterunternehmen, das in Schönefeld seinen Sitz hat.
Seit März kann Cannabis vom Arzt verschrieben werden
Vor dem Hintergrund der Reform des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG) können Ärzte seit März 2017 Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen Cannabis als Medizin verordnen. Es geht vor allem um chronischen Schmerzpatienten und Patienten mit unwillkürlichen Muskelkrämpfen bei Multipler Sklerose. Eingesetzt werden kann das Cannabis auch zur Appetitsteigerung für Menschen mit Krebs oder einer HIV-Erkrankung.
16 Cannabis-Sorten sind für den deutschen Markt zugelassen. Das „Medizinal-Cannabis“, das derzeit noch importiert werden muss, wird seit dem 1. April von den Krankenkassen bezahlt.